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Bürgermeister*innenstichwahl in Sofia auf dem Prüfstand

Am 5. November 2023 fand in Sofia die Stichwahl für den Bürgermeister*innenposten statt. Nach Auszählung von 100 Prozent der Stimmen lag Vassil Terziev (parteilos) mit 48,20 Prozent knapp vor Vanja Grigorova (parteilos) mit 46,92 Prozent. Terziev wurde von der Koalition "Gemeinsam für Sofia" (S), hinter der die Parteien Wir setzen den Wandel fort (PP), Demokratisches Bulgarien (DB) und Rette Sofia (SS) stehen, unterstützt. Grigorova wurde von einer linken Koalition, an deren Spitze die Bulgarische Sozialistische Partei (BSP) steht, nominiert. Die Gemeindewahlkommission erklärte in der Folge Vassil Terziev zum gewählten Bürgermeister von Sofia. Gegen diese Entscheidung kann innerhalb von sieben Tagen nach Bekanntgabe beim Verwaltungsgericht Sofia Einspruch erhoben werden. Es habe ihnen wenig gefehlt, um die andere Koalition zu besiegen. Gegen sie sei die gesamte Macht, die finanziellen, verwaltungstechnischen und technischen Ressourcen eingesetzt worden, die PP-DB und GERB-SDS zur Verfügung stünden. Mit diesen Worten kommentierte Grigorova die Ergebnisse der Bürgermeister*innenwahlen in Sofia, die sie mit knapp über ein Prozent der Stimmen verloren hat. Nach Angaben von Ivan Takov (BSP), dem Vorsitzenden der BSP-Sofia, überprüfen Grigorovas Mitarbeiter*innen derzeit die Protokolle und zählen die Stimmen des zweiten Wahlgangs in der bulgarischen Hauptstadt aus. Gleich nach der Bekanntgabe der Wahlergebnisse erklärte Takov, dass die Koalition hinter Grigorova genügend Gründe habe, das Endergebnis der Wahl anzufechten und dies auch tun würde. Er werde der Erste sein, der Vassil Terziev gratuliere, wenn das Gericht entscheide, dass die Ergebnisse und die Art und Weise, wie sie erzielt wurden, rechtmäßig seien. ​

6.11.2023
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Russland verweist einzigen bulgarischen Korrespondenten des Landes

Bulgarien verwies am 31. Oktober 2023 einen russischen Journalisten wegen angeblicher Spionagetätigkeit des Landes. In der Folge erklärte die bulgarische Agentur für nationale Sicherheit (DANS), dass der in Sofia akkreditierte Korrespondent der russischen Regierungszeitung Rossijskaja Gaseta, Aleksandr Gazak, Bulgarien am 1. November verlassen habe. DANS zufolge würden ihm Handlungen vorgeworfen, die die nationale Sicherheit des EU- und ​NATO-Mitgliedstaates Bulgarien gefährden könnten. Wegen der Ausweisung des russischen Journalisten drohte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharova, mit Gegenmaßnahmen. Sacharova nannte die Ausweisung "eine weitere nicht rechtmäßige Handlung" seitens der NATO gegenüber russischen Journalist*innen. Im Gegenzug wurde der Korrespondent des Bulgarischen Nationalrundfunks (BNR) in Moskau, Angel Grigorov, des Landes verwiesen. Er wurde von einem Beamten der Informations- und Presseabteilung des russischen Außenministeriums über diese Entscheidung informiert. Grigorov ist der einzige bulgarische Journalist, der in Russland akkreditiert war. Der BNR veröffentlichte eine Erklärung über den Entzug der Akkreditierung und die Ausweisung seines Korrespondenten aus der Russischen Föderation, in der es heißt, dass die Ausweisung des einzigen Korrespondenten eines bulgarischen Medienunternehmens aus Russland ein rein politischer Akt sei, der der Freiheit des Zugangs zu Informationen schade. Der BNR zeigte sich enttäuscht über den Versuch von russischer Seite, die Akkreditierung des Korrespondenten in Moskau als Druckmittel und Vergeltungsmaßnahme zu nutzen. Die Beziehungen zwischen Russland und Bulgarien, das im Ukrainekrieg das von Russland angegriffene Land unterstützt, werden immer angespannter. 2022 wurden 70 russische Diplomat*innen und Mitarbeiter*innen der Botschaft in Sofia wegen Spionageverdachts ausgewiesen. Erst im September musste der oberste Geistliche des russischen Gotteshauses in Sofia, der auch Vertreter der Russisch-Orthodoxen Kirche ist, wegen angeblicher Handlungen gegen die Sicherheit und Interessen Bulgariens das Land verlassen.​

3.11.2023
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Bulgarischer Premierminister für Schengen-Gespräche in Wien

Der bulgarische Premierminister Nikolaj Denkov (PP - Wir setzen den Wandel fort) traf sich am 24. Oktober 2023 in Wien mit dem österreichischen Bundeskanzler Karl Nehammer. Hauptthema der Gespräche war der Beitritt Bulgariens und Rumäniens zum Schengen-Raum. Seit 2011 warten die EU-Länder Rumänien und Bulgarien auf die Aufnahme. Denkovs Besuch in Österreich war für den 4. Oktober dieses Jahres geplant, wurde aber wegen einer Erkrankung von Bundeskanzler ​Nehammer verschoben. Österreich hält an seiner Blockadehaltung zur Erweiterung des Schengenraumes fest. Österreich habe hier eine klare Position und eine Schengenerweiterung könne derzeit nicht stattfinden, sagte Kanzler Karl Nehammer bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Nikolaj Denkov nach den Gesprächen in Wien. Die Sicherheitslage lasse einen solchen Schritt nicht zu. In einem Interview für den ORF bekräftigte auch​ der österreichische Innenminister Gerhard Karner seine entschiedene Haltung gegen die Erweiterung des Schengen-Raums. Heute werden der bulgarische Innenminister Kalin Stojanov (parteilos) und der Direktor der Grenzpolizei, Hauptkommissar Anton Zlatanov, in Wien ein Arbeitstreffen mit dem österreichischen Innenminister Karner abhalten. Gegenstand der Gespräche sind die aktuelle Situation im Zusammenhang mit der illegalen Migration, der Schutz der EU-Außengrenze und die bilaterale polizeiliche Zusammenarbeit.​

24.10.2023
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Kandidat*innen für Sofioter Bürgermeister*innenamt bekannt

Am 29. Oktober 2023 finden in Bulgarien Kommunalwahlen statt. Die regierende Koalition "Wir setzen den Wandel fort – Demokratisches Bulgarien" (PP-DB) und die neugegründete Partei Rette Sofia (SS) haben den Geschäftsmann Vassil Terziev (PP) nominiert. Der SS-Vorsitzende, Boris Bonev, führt die Wahlliste der PP-DB und wird als Gemeinderatsvorsitzender nominiert. Für die bulgarische sozialistische Partei (BSP) wird die Wirtschaftsberaterin der Podkrepa-Gewerkschaft, Vanja Grigorova (parteilos), ins Rennen gehen. Der Fernsehjournalist Anton Hekimjan (parteilos) wurde von "Bürger für eine europäische Entwicklung Bulgariens" (GERB) nominiert. Dies wurde erst am 25. September, dem letztmöglichen Termin für Nominierungen, bekanntgegeben. Seine Kandidatur sorgt für heftige Diskussionen um die Rolle der Medien. Hekimjan war 19 Jahre lang Fernsehmoderator beim größten privaten TV-Sender Bulgariens, Btv. Die letzten Jahre war er dort Nachrichtenchef. Der Journalist hat seinen Job zwei Tage vor der Nominierung gekündigt. Die Bewegung für Rechte und Freiheiten (DPS) wird weder Kandidaten*innen aufstellen, noch andere unterstützen, erklärte der DPS-Abgeordnete Deljan Peevski (DPS). 54 Prozent der befragten Bulgar*innen haben fast einen Monat vor den Kommunalwahlen keine Favorit*innen für das Amt. 43 Prozent haben bereits entschieden, wen sie in der größten bulgarischen Stadt wählen werden, zeigte die aktuelle Studie des Meinungsforschungsinstitutes Alpha Research. ​Es wird erwartet, dass es wieder zu einer Stichwahl kommt.​

25.9.2023
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Bezirk Losenez in Sofia lädt zu Mediationstagen

Der bulgarische Verband der Mediator*innen und der Stadtbezirk Losenez werden eine Reihe von Open-Air-Veranstaltungen zum Thema "Offen über Mediation" organisieren. Das Projekt wird mit finanzieller Unterstützung des Programms "Europa 2023" der Stadt Sofia umgesetzt. Die Veranstaltungen finden am 22. September im Park in der Krum-Popov-Straße statt und richten sich speziell an Menschen, die im Bezirk Loz​enez leben, studieren und arbeiten. Eingeladen sind allerdings auch alle Bürger*innen, die sich für Mediation als alternative Möglichkeit zur Beilegung verschiedener Streitigkeiten interessieren – beispielsweise zwischen Nachbar*innen im Zusammenhang mit Eigentumswohnungen oder anderen Konflikten in der Nachbarschaft. Im Rahmen der Veranstaltungen können sie von erfahrenen Mediator*innen Informationen und Ratschläge darüber erhalten, was Mediation ist, wie sie eine*n Mediator*in finden und an einem Mediationsverfahren zur Beilegung ihrer Streitigkeit teilnehmen können. Ziel der Veranstaltungen ist es, Mediation als zugängliche und nützliche Dienstleistung für die Bürger*innen vorzustellen, sie dafür zu sensibilisieren und dazu anzuregen, sich für gute Kommunikation ohne Aggression und die friedliche und konstruktive Beilegung von Streitigkeiten zu entscheiden. Das Programm sieht Rollenspiele, Mediationsvorführungen, eine Filmvorführung, thematische Aktivitäten und Animationen für Kinder im Freien vor. Allen, die Interesse an der Lösung bestehender Streitigkeiten bekundet haben, wird die Möglichkeit geboten, sich an einer kostenlosen Mediation im bestehenden Empfangszentrum "Mediation trifft Bürger*innen" teilzunehmen.

18.9.2023
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Von der Leyen für Aufnahme Bulgariens in Schengenraum

Die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen (CDU – Christlich Demokratische Union Deutschlands) hat die EU-Mitgliedsstaaten dazu aufgefordert, Bulgarien und Rumänien unverzüglich in den Schengen-Raum aufzunehmen. Sie postulierte diese Forderung in ihrer jährlichen Rede zur Lage der Union am 13. September 2023 vor den Abgeordneten im Europäischen Parlament in Straßburg.  Bulgarien und Rumänien haben bewiesen, dass sie Teil des Schengen-Raums seien. "Lassen wir sie ohne weitere Verzögerung darin zu", bet​onte von der Leyen. Sie dankte beiden Ländern für ihre führende Rolle bei der Umsetzung guter Praktiken im Bereich Asyl und Rückführung. "Wir haben den Aufruf von Ursula von der Leyen erwartet. Wir alle erwarten, dass die Mitgliedsstaaten diesen Aufruf beherzigen", sagte die bulgarische Außenministerin Maria Gabriel (GERB – Bürger für eine europäische Entwicklung Bulgariens), die die Rede in Straßburg verfolgte. Was die Niederlande betrifft, so war der Appell der Präsidentin der Europäischen Kommission ein wichtiger Schritt, so Gabriel. Bulgarien habe mit der Arbeit der Regierung und des Parlaments in den letzten drei Monaten das Zeichen gesetzt, dass man sich auf das Land verlassen kann, betonte die Politikerin. Österreich hat die Forderung der Präsidentin der Europäischen Kommission, sein Veto gegen den Beitritt Bulgariens und Rumäniens zum Schengen-Raum aufzuheben, zurückgewiesen. Nach Ansicht der österreichischen Regierung können Bulgarien und Rumänien ihre Grenzen, die nach dem Schengen-Beitritt zu EU-Außengrenzen würden, nicht wirksam kontrollieren.

13.9.2023
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Kiew will auf Erfahrungen Sofias als Welthauptstadt des Sports zurückgreifen

Kiew will von Sofias Erfahrungen als europäische und Welthauptstadt des Sports profitieren. Dies sei beim Besuch der stellvertretenden Bürgermeisterin der ukrainischen Hauptstadt Olena Hovorova in Bulgarien deutlich geworden. Hovorova ist ehemalige Spitzensportlerin und Olympiasiegerin der Olympiade in Sydney im Jahr 2000. In Australien gewann sie damals Bronze im Dreisprung und stand zusammen mit Olympiasiegerin Teresa Marinova aus Bulgarien auf dem Siegertreppchen. Im Rahmen ihres Besuchs in Bulgarien trafen Hovorova und ihre Begleiterin Anna Bilokin, Leiterin der Abteilung für internationale Zusammenarbeit der Kiewer Stadtverwaltung, mit dem stellvertretenden Vorsitzenden der Stiftung "Sofia – Europäische Sporthauptstadt" Anatoli Iliev und mit Desislava Temelkova, Direktorin der Direktion "Sport- und Jugendaktivitäten" der Gemeinde Sof​ia, zusammen. Im Gespräch wurden bewährte Praktiken im Sportbereich besprochen, die für beide Seiten von Vorteil sein können. Die Gäste aus der Ukraine zeigten großes Interesse an Sofias Erfahrungen als europäische Welthauptstadt des Sports, an den Sportmöglichkeiten für Senior*innen in verschiedenen Sportklubs und an der Organisation von Sportspielen für Schüler*innen. Es wurde weiters die Möglichkeit diskutiert, dass 50 ukrainische Kinder zu einem zweiwöchigen Trainingslager nach Bulgarien kommen. Ferner sollen als Geschenk der bulgarischen Hauptstadt einige Sporthallen in der ukrainischen Hauptstadt Sportausrüstung und Zubehör für die Ausstattung erhalten.​​ Der Europäische Verband der Hauptstädte und Städte des Sports (ACES Europe) hat Sofia 2024 den Titel "Welthauptstadt des Sports“ zuerkannt.

12.9.2023
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Bulgarien erwägt Verzicht auf russisches Öl

Die bulgarische Regierungskoalition will die Abhängigkeit von russischem Öl verringern. Dies könnte einen Konflikt mit dem russischen Privatunternehmen Lukoil verursachen, das ein Monopol auf dem Großhandelsmarkt hat. Der Sicherheitsrat der bulgarischen Regierung erörterte im August 2023 die potenziellen Auswirkungen einer möglichen vorzeitigen Beendigung der EU-Ausnahmeregelung für die Einfuhr von russischem Öl und Erdölprodukten auf dem Seeweg zur Verarbeitung in der größten Raffinerie in Südosteuropa, Lukoil Neftochim Burgas. Bulgarien könnte aus der für den Lukoil-Konzern gewährten Ausnahmeregelung zur Verwendung von russischem Öl bis Ende 2024 aussteigen, ohne dass sich die Kraftstoffpreise ändern würden, gab am 7. September der bulgarische Premierminister Nikolaj Denkov (PP – Wir setzen den Wandel fort) bekannt. Seinen Worten zufolge hängen die Kraftstoffpreise in Bulga​rien vom regionalen Markt ab. Russisches Öl darf in Bulgarien bis Ende 2024 verwendet werden, aber die Partei Bürger für eine europäische Entwicklung Bulgariens (GERB), die Koalition Wir setzen den Wandel fort - Demokratisches Bulgarien (PP-DB) und die Bewegung für Rechte und Freiheiten (DPS) haben vor der Sommerpause des Parlaments vorgeschlagen, auf die Ausnahmeregelung zu verzichten. Lukoil hat der Regierung keinen Plan zur Diversifizierung der Lieferungen in den verbleibenden anderthalb Jahren vorgelegt, sodass die Raffinerie ab dem 1. Jänner 2025 nur noch mit nicht-russischem Öl arbeiten wird. In der Zwischenzeit hat die Regierung die 35-jährige Konzession für den einzigen Ölhafen des Landes, Rosenets, gekündigt, den Lukoil übernommen hatte.​

7.9.2023
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Tausende demonstrieren in Bulgarien gegen Gewalt an Frauen

Tausende Menschen gingen am 31. Juli 2023 in Bulgarien auf die Straße, um gegen Gewalt an Frauen zu protestieren. Der Bürger*innenmarsch in Sofia, zu dem über soziale Netzwerke aufgerufen wurde, begann nach einer Kundgebung vor dem Justizpalast, führte durch die Fußgänge*innenzone der Hauptstadt und blockierte kurzzeitig die wichtigsten Boulevards. Allein in Sofia versammelten sich mindestens 5.000 Demonstrant*innen. Sie forderten eine Reform des Justizsystems und einen besseren Schutz für Frauen. Sie trugen Plakate, auf denen unter anderem zu lesen war: "Nicht eine einzige Frau mehr!" Anlass für die Proteste war der brutale Angriff auf eine junge Frau, der kürzlich das Land erschüttert hat. Ihr Ex-Freund hatte die 18-Jährige hundertfach mit dem Messer verletzt und sie darüber hinaus grausam misshandelt. Ein mit dem Fall befasstes Gericht hatte die Verletzungen der Frau zunächst als "leicht" bezeichnet und keine Festnahme des 26-Jährigen angeordnet. Die Menschen forderten eine striktere Ahndung von Gewalt gegen Frauen und Gesetzesänderungen, die Frauen besser vor gewalttätigen Partnern oder Ex-Partnern schützen sollen. Nach Polizeiangaben wurden in Bulgarien in den ersten drei Monaten des Jahres landesweit 18 Frauen getötet – in den meisten Fällen kamen die Täter aus dem Umfeld der Opfer. Menschenrechtsaktivist*innen gehen jedoch von einer weitaus höheren Dunkelziffer aus.

31.7.2023
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Bulgarische Regierung will Lukoils Schwarzmeer-Ölhafen-Konzession beenden

Die bulgarischen Regierungsparteien haben vorgeschlagen, das Verschiffen russischen Öls über den Schwarzmeer-Ölhafen Burgas zu beenden in der Hoffnung, den Schengen-Beitritt Bulgariens zu beschleunigen. Rosenets ist der einzige spezialisierte Ölhafen an der bulgarischen Schwarzmeerküste, der seit 2011 vollständig unter der Kontrolle des russischen Ölmultis Lukoil steht. Die erste Regierung von Bojko Borissov (GERB – Bürger für eine europäische Entwicklung Bulgariens) hatte einen 35-jährigen Konzessionsvertrag mit dem russischen Unternehmen abgeschlossen. Auch die einzige bulgarische Raffinerie, Neftochim Burgas, ist im Besitz von Lukoil. Am 21. Juli 2023 hat das bulgarische Parlament den Vorschlag der Parteien Bürger für eine europäische Entwicklung Bulgariens (GERB), Wir setzen den Wandel fort – Demokratisches Bulgarien (PP-DB) und Bewegung für Rechte und Freiheiten (DPS) zur beschleunigten Kündigung des 35-jährigen Konzessionsvertrags des Staates mit Lukoil für die Nutzung der Ölhafenkonzession Rosenets beschlossen. Wie genau der Konzessionsentzug ablaufen wird, ist unklar, aber laut der aktuellen Entscheidung muss das Verkehrsministerium zwei Wochen nach dem Entzug die Betriebsführung der Anlage übernehmen. Dies sei ein Schritt, der dem Staat die Kontrolle über wichtige Infrastruktur zurückgebe und zudem ein Schritt in Richtung der Aufnahme des Landes in den Schengen-Raum, hieß es in der Stellungnahme der Koalition PP-DB.​

21.7.2023
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Bulgarisches Parlament für ukrainische NATO-Mitgliedschaft

Das bulgarische Parlament hat am 6. Juli 2023 eine Erklärung zur Unterstützung der Mitgliedschaft der Ukraine in der NATO nach der Wiederherstellung des Friedens auf ihrem Territorium verabschiedet. 157 Abgeordnete stimmten dafür, 57 Abgeordnete von der Bulgarischen Sozialistischen Partei (BSP) und der nationalistischen und Vasrazhdane (Wiedergeburt) stimmten dagegen. Die Befürworter*innen der Erklärung forderten die NATO-Mitgliedstaaten auf dem Gipfeltreffen in Vilnius am 11. und 12. Juli auf, klare Parameter für den Weg zur NATO-Mitgliedschaft der Ukraine festzulegen. Die BSP-Vorsitzende Kornelia Ninova merkte in diesem Kontext an, dass die großen NATO-Mitgliedsstaaten bezüglich der Aufnahme der Ukraine Vorbehalte hätten, da dies bedeuten würde, dass das gesamte Bündnis in den Krieg gegen Russland hineingezogen werden würde – was einen globalen Krieg nach sich ziehen könnte. Am selben Tag unterzeichneten der bulgarische Premierminister Nikolaj Denkov (PP – Wir setzen den Wandel fort) und der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskyj, der zu Besuch in Sofia war, eine gemeinsame Erklärung zur transatlantischen Integration der Ukraine. Denkov betonte, dass Bulgarien die Ukraine weiterhin auf ihrem Weg in die NATO und die EU unterstützen werde. Er wies darauf hin, dass Bulgarien bereit sei, sich mit Fachwissen und materieller Hilfe am Wiederaufbau der Ukraine nach dem Krieg zu beteiligen.

6.7.2023
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Generalstaatsanwalt Bulgariens des Amtes enthoben

Am 12. Juni 2023 enthob der Rat des Obersten Gerichtshofs den Chefankläger Ivan Geschev in Abwesenheit seines Amtes. Das passierte, nachdem das Parlament ein Gesetz geändert hatte, dem zufolge für die Absetzung des Generalstaatsanwaltes nicht mehr 17, sondern 13 Pro-Stimmen im Gremium notwendig sind. 16 Stimmen reichten somit nunmehr für die Absetzung Geschevs. Zu dieser für Bulgarien beispiellosen Entscheidung kam es nach zwei mehrstündigen Sitzungen, Debatten und der Anhörung von Zeug*innen. Der Beschluss des Obersten Gerichtshofs muss noch durch einen Erlass des Staatspräsidenten Rumen Radev (parteilos) bestätigt werden. Eine Frist, innerhalb derer dieser unterzeichnet werden muss, ist jedoch nicht explizit erwähnt. Zwischenzeitlich richtete Geschev zwei Fragen an das Verfassungsgericht, in denen es um die Legitimität der aktuellen Zusammensetzung des Obersten Gerichtsrates geht – die seit neun Monaten abgelaufen ist – sowie um die Zulässigkeit seiner Absetzung mit weniger Stimmen als vor des Gesetzesänderung vorgesehen. Geschev trat sein Amt als bulgarischer Chefankläger Anfang 2020 an. Seine Ernennung löste eine Welle der Unzufriedenheit und Proteste unter Bulgar*innen im In- und Ausland aus, die eine Beendigung des siebenjährigen Mandats forderten. Dem Generalstaatsanwalt werden aus geheimdienstlicher, polizeilicher und rechtlicher Sicht unprofessionelles und gar illegales Handeln vorgeworfen. Ende Mai kündigte Maria Gabriel, die derzeitige stellvertretende Premierministerin und Außenministerin, bei ihrer Vorstellung als Kandidatin für das Amt der Premierministerin mit dem Mandat der ersten politischen Kraft im Parlament an, dass die Absetzung von Ivan Geschev eine der Prioritäten der Koalitionsregierung sein werde.

12.6.2023
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LGBTQI*-Filmfest in Sofia von nationalistischer Partei gestört

Demonstrant*innen der nationalistischen Partei Vazrazhdane drangen am 10. Juni 2023 in ein Kino in Sofia ein und verhinderten eine Filmvorführung im Rahmen des Sofia Pride Film Fests. Nach Angaben der Organisator*innen beleidigten und bedrohten die Demonstrant*innen das Publikum im Foyer des Kinos und hielten Plakate hoch, auf denen sie Pädophilie anprangerten und sich gegen LGBTQI*-Rechte aussprachen. Die anwesenden Polizeibeamten sollen den Demonstrant*innen die Hand geschüttelt und sie ermutigt haben, wie die Festivalveranstalter*innen in einem Facebook-Posting mitteilten. Die Vorführung wurde inzwischen aus Sicherheitsgründen abgesagt. Die Vorführung war Teil des Kulturprogramms der 16. Sofia Pride, die am 17. Juni stattfindet. "Close" ist ein belgischer Film, der den Großen Preis von Cannes gewann und für den Oscar, den Golden Globe und den César als bester fremdsprachiger Film nominiert war. Bulgariens Innenminister Kalin Stojanov (parteilos) sagte, er werde die Angelegenheit überprüfen. Die Polizei behauptet, dass Anhänger*innen einer politischen Partei und eine Gruppe von Bürger*innen, die zu einer Filmvorführung gekommen waren, in eine verbale Konfrontation geraten seien. Die Veranstalter*innen der Vorführung beschlossen, die Auseinandersetzung zu beenden und rückerstatteten das Geld für die Eintrittskarten. Es kam zu keiner körperlichen Gewalt zwischen den beiden Gruppen. Die Partei Vazrazhdane erklärte, dass sie keine Propaganda für Pädophilie und Homosexualität unter Kindern und Erwachsenen zulassen werde.

11.6.2023
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Versuchter Anschlag auf bulgarischen Generalstaatsanwalt

Am 1. Mai 2023 wurde der bulgarische Generalstaatsanwalt Ivan Geschev, während der Rückfahrt von einer Veranstaltung nach Sofia, zur Zielscheibe eines geplanten Attentats. Eine Bombe mit der Sprengkraft von etwa drei Kilogramm TNT wurde bei der Vorbeifahrt seines Autos gezündet. Am Straßenrand versteckt, mit Metallkugeln gefüllt, explodierte die Bombe einen Bruchteil einer Sekunde zu früh und traf somit den Kotflügel und nicht die Tür des gepanzerten Autos, in dem der Generalstaatsanwalt mit seiner Leibwache fuhr. Es wurde niemand verletzt. Ermittlungen laufen derzeit auf Hochtouren. Premierminister Galab Donev (parteilos) berief ein Treffen aller zuständigen Institutionen ein, um die beste Zusammenarbeit zu gewährleisten. Nach dem Treffen erklärte Innenminister Ivan Demerdschiev (parteilos), dass es bereits Verdächtige gebe. Der stellvertretende Generalstaatsanwalt und Direktor der Nationalen Ermittlungsbehörde, Borislav Sarafov, bezeichnete den Vorfall als Terrorschlag auf den Generalstaatsanwalt und seine Familie. Ziel sei nicht Einschüchterung, sondern Tötung gewesen. Nur ein Zufall habe verhindert, dass keine Menschen ums Leben gekommen sind, sagte Sarafov. Alle Parteien verurteilten das versuchte Attentat als Anschlag auf die Staatlichkeit und die Institutionen in Bulgarien. Außerhalb der staatlichen Institutionen erheben sich aber auch Stimmen, die in dem Vorfall eine Inszenierung sehen.

1.5.2023
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Auch Bulgarien will Import von ukrainischen Getreide stoppen

Am 15. April 2023 hatten Polen und Ungarn beschlossen, die Einfuhr von Getreide und einigen Lebensmitteln aus der Ukraine zu verbieten, nachdem ihre eigenen landwirtschaftlichen Erzeuger*innen starken Druck ausgeübt hatten. Nach Polen und Ungarn bereitet auch Bulgarien ein Importverbot für ukrainisches Getreide vor, wie Landwirtschaftsminister Javor Gechev (BSP – Bulgarische Sozialistische Partei) am 16. April mitteilte. Unterdessen kritisierte ein Sprecher der Europäischen Kommission Warschau und Budapest für ihren Bruch der EU-Linie und bezeichnete ihren Schritt als "nicht akzeptabel". Wenn zwei EU-Länder auf diese Weise reagieren würden, könnten die Anhäufungen ukrainischen Getreides auf bulgarischem Territorium noch größer werden, wenn das Land nicht ähnlich reagieren würde, sagte Gechev. Die bulgarischen Interessen müssen gewahrt werden. Deshalb arbeite die bulgarische Regierung an diesem Thema. Bulgarien hatte die Europäische Kommission bereits im September um eine Stellungnahme zur Einfuhr von ukrainischem Getreide gebeten. Unmittelbar vor den Parlamentswahlen am 2. April haben die bulgarischen Getreideerzeuger dreitägige Proteste organisiert und ein Verbot der Importe aus der Ukraine gefordert. Gechev unterstützte die Proteste enthusiastisch und stieg sogar in einen der Traktoren, die den Verkehr auf der Donaubrücke zwischen Bulgarien und Rumänien blockierten. Für den Transport von ukrainischem Getreide und ukrainischen Lebensmitteln durch sein Hoheitsgebiet hat Bulgarien 16 Millionen Euro Entschädigung erhalten. Das Land hat weitere 51 Millionen Euro als Entschädigung gefordert.

16.4.2023
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