Podiumsdiskussion mit Petra Jens

Europäische Mobilitätswoche: Podiumsdiskussion über nachhaltige Mobilität in Wien und Budapest

20.9.2023

Wien und Budapest haben sehr ähnliche Bestrebungen, was Nachhaltigkeit und Mobilität angeht: In beiden Städten wird aktiv begrünt und grüne(re) Mobilitätsformen wie Radfahren oder öffentlicher Verkehr gefördert. In Wien wird allerdings in den vergangenen zehn Jahren auch eine Mobilitätsform immer beliebter, die in Budapest bislang nicht einmal als Teil des Mobilitätsmix betrachtet wurde: das Zu-Fuß-Gehen. Petra Jens, Wiens Beauftragte für Fußverkehr, nahm als Vortragende an der Podiumsdiskussion über nachhaltige Mobilität im Budapester Rathaus teil.

"Das Hauptproblem der mit Autos überfüllten innerstädtischen Gebieten besteht darin, dass sie für die Bewohner*innen immer unangenehmer werden, was eine Abwanderungswelle auslösen kann", sagte Samu Balogh, Stadtplaner und Kabinettschef des Budapester Oberbürgermeisters in seinem Vortrag anlässlich der Europäischen Mobilitätswoche im Budapester Rathaus. Die Stadt Budapest, wie das auch Baloghs Präsentation klar zeigte, arbeitet trotz diversen Krisen und finanziellen Schwierigkeiten konsequent daran, die Fußgänger*innen- und Radinfrastruktur zu entwickeln sowie neue Grünflächen zu schaffen.

Das zeigte sich auch in den Bilderpaaren von emblematischen Budapester Plätzen und Straßen, die vor einigen Jahren noch als städtische Autobahnen oder Parkplätze funktionierten und heute grün und autofrei sind. Der Kabinettschef erwähnte auch die seit der Sanierung autofreie Kettenbrücke und den im Sommer für den Autoverkehr ebenfalls gesperrte Donaukai als wichtige Projekte. Er betonte, dass der Bedarf an Zebrastreifen steige und an wichtigen Knotenpunkten, wie dem frisch sanierten Blaha Lujza Platz, neue Zebrastreifen aufgemalt würden, damit Fußgänger*innen nicht mehr Unterführungen benutzen müssen.

Weitere wichtige und nachhaltige Mobilitätsprojekte sind der Ausbau des Fahrradverleihsystem MOL BuBi beziehungsweise die E-Scooter-Regulierung, die bei der Benutzung dieser grundsätzlich grünen Mobilitätsform Ordnung schafft.

Gemeinsame Ziele, gemeinsame Wege

Das im Mobilitätsplan angestrebte Ziel der beiden Städte, das Wien bis 2025 und Budapest bis 2030 erreichen will, ist ein Modal Split von 80-20 Prozent. Das bedeutet, dass in beiden Städten der Anteil der Autos am täglichen Verkehr auf 20 Prozent gesenkt werden soll, während alle anderen Verkehrsmittel (öffentliche Verkehrsmittel, Radfahren, Zu-Fuß-Gehen und weitere aktive Mobilitätsformen) auf 80 Prozent erhöht werden sollen.

Wiener Best-Practice-Projekte der nachhaltigen Mobilitätsentwicklung

Petra Jens stellte in ihrem Vortrag die Mobilitätsziele der österreichischen Hauptstadt und die aktuellen Ergebnisse einer konsequenten Mobilitätsstrategie vor. Sie präsentierte die Schritte der Mega-Radwegoffensive und zeigte auch die Vorteile aktueller Maßnahmen, wie das Rechts-Abbiegen bei Rot für Radfahrer*innen. Sie stellte auch das Riesenprojekt Mariahilfer Straße vor und erklärte, dass die Umwandlung der in Ungarn sehr bekannten Einkaufsstraße in eine Fußgänger*innenzone anfangs zwar auf großen Widerstand in Wien gestoßen sei, das Ergebnis allerdings mittlerweile sehr beliebt bei den Wiener*innen sei.

Als Beauftragte für Fußverkehr präsentierte sie natürlich auch die "Masterpläne Gehen" für die Entwicklung von Fußwegen in den Wiener Bezirken, die Apps und Fußwegekarten zur Förderung des Zu-Fuß-Gehens, die Schulstraßen sowie aktuelle Projekte wie LiDo für mehr Fußverkehr auf der linken Seite der Donau in Floridsdorf und in der Donaustadt.

Der Schlüssel ist Kommunikation

Nach den Vorträgen folgte eine Diskussion zwischen den beiden Speaker*innen und Moderator Áron Halász von der Geschäftsgruppe Klima- und Umweltfragen des Budapester Rathauses. Die Themen waren unter anderem kostenpflichtiges Parken, Schulstraßen, der Ablauf von Planungsprozessen und die Kommunikation nachhaltiger Projekte. Dabei hob Petra Jens die Wichtigkeit von guten Pilotprojekten und der ständigen und positiven Kommunikation mit der Bevölkerung hervor. Es sollte dabei immer betont werden, was Menschen durch das jeweilige Projekt gewinnen und nicht was sie verlieren würden. Nach dem Gespräch der Expert*innen folgten Fragen des Publikums und der Presse.

Die Diskussion über nachhaltige Mobilität wurde am nächsten Tag bei einem geschlossenen Workshop im Budapester Internationalen Büro der Stadt Wien mit Expert*innen und Entscheidungsträger*innen fortgesetzt.

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