Flüchtlinge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine rücken einmal mehr das Thema Integration in den Fokus der Stadtpolitik. Tschechien hat pro Einwohner*in die meisten Flüchtenden weltweit aufgenommen, historisch gesehen aber wenig Erfahrung bei Integration von Ausländer*innen in die tschechische Gesellschaft. Daher suchte Prag bei einem Workshop am 9. Juni Wiener Expertise.
Wer aus der Ukraine nach Tschechien flüchtet, sucht überwiegend den Weg nach Prag. Das stellt die tschechische Hauptstadt vor große Herausforderungen. Ihr Ziel ist nun, ausländische Communities zu unterstützen, die Integration in die tschechische Gesellschaft und Kultur zu vereinfachen und die Entstehung von Parallelgesellschaften, in denen kein Tschechisch gesprochen wird, zu vermeiden. Für Prag sind die Integrationserfahrungen aus Wien sehr gut anwendbar, schließlich sind beide Städte ähnlich groß, stehen vor vergleichbaren Herausforderungen und sind kulturell eng verbunden. Bei einem vom Internationalen Büro der Stadt Wien in Prag organisierten Workshop kamen Vertreter*innen beider Städte zusammen.
Am Workshop nahmen acht Expert*innen aus Prag teil, unter anderem vom Prager Magistrat, dem Prager Expat Center sowie dem Integration Center Prague. Diese präsentierten, wie Integration in der städtischen Struktur aktuell verankert ist und mit welchen Herausforderungen sie akut konfrontiert ist, vor allem mit Blick auf die Integration von Ukrainer*innen. Die Stadt Prag besprach in diesem Zusammenhang ihre in fünf Sprachen erhältliche Broschüre "Prague – the Metropolis of All", die Integrationsangebote der Stadt deutlich und verständlich erklärt. Wichtige Fragen waren außerdem, welche Maßnahmen die Stadt für eine erfolgreiche Integration für wichtig erachtet, wie diese Maßnahmen bewertet werden können und mit welchen Problemen sich Migrant*innengruppen in Prag auseinandersetzen müssen.
Nicht zufällig fragte Prag nach Wiener Expertise beim Thema Integration. Für die tschechische Hauptstadt zählt Wien nämlich zu den Musterbeispielen für erfolgreiche Integration von Migrant*innen. Auch die österreichische Hauptstadt selbst sieht sich als Einwanderungsstadt. Ein Experte der Abteilung Integration und Diversität (MA 17) sprach während des Workshops unter anderem über die Programme, die Wien Personen mit Migrationshintergrund bietet und schilderte den Ablauf des Integrationsprozesses vor Ort. Das Leitmotiv für Wien lautet dabei "Integration ab Tag 1". Erste Informationen bietet Migrant*innen dabei die in 20 Sprachen verfügbare Integrationsbegleitung StartWien, die – auch online verfügbar – grundlegende Infos zum Leben in der Stadt zur Verfügung stellt. Darüber hinaus bietet die Integrationsabteilung kostengünstige Deutsch- und Basisbildungskurse an.
Besonders die strukturelle Auseinandersetzung Wiens mit Integration war für die Prager*innen interessant, da in der tschechischen Hauptstadt in diesem Bereich oft NGOs beteiligt sind. Wichtige Grundlage für die Wiener Verwaltung und Politik ist das sogenannte Integrationsmonitoring, das seit 2007 wichtige Statistiken zur aktuellen Lebenssituation der Communities in Wien bereitstellt. Im Gespräch wurde überdies festgestellt, dass viele Prioritäten, die eine moderne Stadt Menschen mit Migrationshintergrund bieten muss, wie beispielsweise Bildung, Wohnen, Sprachkurse und vor allem Kommunikation mit Neuankömmlingen, überall gleich wichtig sind.
Wiener Integrationskonzept – Stadt Wien
Abteilung Integration und Diversität (MA 17) – Stadt Wien
Prague for all (Englisch)
Stadt Prag (Englisch)