Arbeitsgespräch von Wiener Stadtrat Czernohorszky (2.v.l.) und Budapester Vizeoberbürgermeisterin Tüttő  (l.)

Wien-Budapest: Energie- und Klimakrise ist größte Herausforderung

11.1.2023

Im Rahmen eines eintägigen Arbeitsbesuches führte der Wiener Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky am 11. Jänner 2023 bilaterale Gespräche mit den Budapester Vizeoberbürgermeister*innen Kata Tüttő und Gábor Kerpel-Fronius. Bei den Gesprächen ging es um konkrete Maßnahmen von Wien und Budapest zur Bewältigung der Energiekrise und des Klimawandels sowie um die Beteiligung von Bürger*innen an der Gestaltung der Stadt. Wiener*innen und Budapester*innen ähneln sich dabei durchaus in ihren Vorlieben für gewisse Partizipationsprojekte.

Hitzeinseln und Regenwasser, das in großen Mengen in kürzester Zeit die Stadt überflutet – die Klimakrise stellt die Städte Wien und Budapest vor ähnliche Herausforderungen. Der Wiener Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky reiste am 11. Jänner nach Budapest, um sich mit seinen Budapester Amtskolleg*innen über Klimaschutzmaßnahmen auszutauschen und neue Ideen zu sammeln.

Bewältigung der Energiekrise und Umstieg auf Erneuerbare haben oberste Priorität

Während seines Besuches führte Jürgen Czernohorszky ein bilaterales Gespräch mit der Budapester Vizeoberbürgermeisterin für Stadtbetriebe, Kata Tüttő. Bei diesem Treffen wurde Budapests Klimastrategie vorgestellt, die sich bis 2030 eine 40-prozentige Senkung der CO2-Emission der Stadt zum Ziel gesetzt hat. In Budapest ist der CO2-Ausstoß des veralteten Gebäudenbestandes ein bedeutender Faktor – um diesen zu senken, ist neben der Förderung der Heizungsmodernisierung auch die Sensibilisierung der Bevölkerung nötig. Hervorgehoben wurden das Projekt "Solar Powered", im Rahmen dessen das Solarpotenzialkataster Budapests erstellt wurde, beziehungsweise die sogenannten Mobilitätspunkte. An diesen können die Budapester*innen umweltfreundliche Fahrzeuge wie City Bikes, E-Scooter, Mopeds oder sogar E-Autos ausprobieren und ausleihen. Stadtrat Czernohorszky stellte das Wiener Programm "Raus aus Gas" vor, das die Umstellung auf Solarenergie und Fernwärme intensiv fördert und die Umrüstung von privaten Haushalten von Gasheizung auf umweltfreundliche Heizsysteme unterstützt. Wiens Ziel ist es, bis 2040 eine klimaneutrale Stadt zu werden. Bis 2025 sollen insgesamt 300 Gebäude komplett dekarbonisiert werden, um bei ihrem Betrieb Erfahrungen sammeln zu können.

Ein weiteres wichtiges Thema des Gesprächs war das Wassermanagement. Der Wasserverbrauch der Bevölkerung steigt stetig, die Regenwasserabflüsse bei Starkregen nehmen zu. Wien und Budapest haben in diesem Bereich bereits zusammengearbeitet. Anlass ist das EU-Projekt "LIFE in RUNOFF", bei dem mit Beteiligung von drei Budapester Bezirken Erfahrungen gesammelt und Maßnehmen entwickelt werden, um das Problem der Ableitung von Regenwasser zu lösen und Schäden, die vom Starkregen verursacht werden, beseitigen zu können. Angesprochen wurden darüber hinaus noch Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität, der geplante Rückkauf der privatisierten Kanalisationswerke der Stadt Budapest beziehungsweise die fortlaufende Ausdehnung des Ballungsgebiets und die daraus resultierenden Schwierigkeiten.

Stadtrat Jürgen Czernohorszky und Vizeoberbürgermeisterin Kata Tüttő waren sich darüber einig, dass die gemeinsame und aktuell größte Herausforderung der beiden Städte die Bewältigung der Energiekrise und die schnellst möglichste Umstellung von fossilen auf erneuerbare Energieträger sind.

Was wollen die Menschen in Budapest und Wien? Meistens das Gleiche!

Im Gespräch mit dem Vizeoberbürgermeister für Smart City und Partizipation, Gábor Kerpel-Fronius, ging es hauptsächlich um das partizipative Budget von Budapest und um das neue Wiener Partizipationsprojekt "Wiener Klimateam". Das Projekt wurde gemeinsam mit den Bewohner*innen von drei Wiener Bezirken erarbeitet. Im Fokus stand das Thema, wo und wie ihr Grätzel begrünt und lebenswerter gemacht werden kann. Beide Städte haben bereits erkannt, dass Partizipationsprojekte dann erfolgreich sind, wenn sie kleinräumig, in Bezirken oder Grätzeln, durchgeführt werden und Bürger*innen an der Verbesserung ihrer unmittelbaren Umgebung arbeiten können.

Während des Treffens stellten Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky und der Budapester Vizeoberbürgermeister Gábor Kerpel-Fronius unisono fest, dass die Bewohner*innen der beiden Städte bei den partizipativen Projekten sehr ähnliche Klimaschutzprojekte unterstützen, wie etwa die Repair-Cafés und die städtischen Mikrowälder. Sie haben vereinbart, in Zukunft weitere Erfahrungsaustausche über den Workflow und die Ergebnisse von Partizipationsprojekten abzuhalten. 

Aktuelle Projekte in Budapest

Als Abschluss seines Budapest-Besuches besichtigte Jürgen Czernohorszky den nach dem Schwammstadt-Prinzip sanierten Blaha-Lujza-Platz, die Kettenbrücke, die sich seit Kurzem im neuen Glanz über die Donau erstreckt, und die Parkanlage Vizafogó. Bei den Budapester Wasserwerken wurde Czernohorszky das sogenannte "Wärmetauscher-Projekt" vorgestellt, bei dem die überschüssige Wärme des Trinkwassers durch Wärmetäuscher zum Beispiel für das Heizen von Gebäuden verwendet wird.

Als Abschluss seines Budapest-Besuches nahm Stadtrat Czernohorszky an einem geschlossenen Konzert anlässlich des Abschlusses der Sanierung der zentralen U-Bahn-Haltestelle Deák Platz teil.

Weitere Informationen

Wiener Klimafahrplan
Budapester Klimastrategie (PDF) (Englisch)
"Raus aus Gas" in Wien
Projekt "Solar Powered" Budapest (Englisch)
Mobilitätspunkte in Budapest (Englisch) – Verkehrszentrum Budapest (BKK)
Wiener Klimateam
Partizipationsprojekte "Offenes Budapest" (Ungarisch)
Projekt LIFE in RUNOFF in Budapest (Englisch) – Europäische Kommission
Budapester Klimaexpert*innen interessieren sich für Regenwasser – Mai 2022