Am 19. Mai 2023 wurde Marian Kočner, der mutmaßliche Täter des Mordes an dem slowakischen Journalisten Ján Kuciak und seiner Verlobten Martina Kušnírova vom Sondergericht erneut freigesprochen. Die Vorsitzende des für organisiertes Verbrechen zuständigen Sondergerichts in Pezinok nahe Bratislava, erklärte am vergangenen Freitag, dass es zu viele Zweifel und Widersprüchlichkeiten in der Anklage gegen Kočner gegeben habe und dem Angeklagten nicht nachgewiesen werden konnte, die Ermordung des Journalisten in Auftrag gegeben zu haben. Für die Staatsanwaltschaft gilt der Geschäftsmann Kočner als eigentlicher Drahtzieher des Mordes an Kuciak. Der Enthüllungsjournalist hatte über Kočners dubiose Geschäfte berichtet und die Verbindungen zwischen der italienischen Mafia und slowakischen Politiker*innen untersucht, denen Verbindungen zu Kočner nachgesagt werden. Die Mitangeklagte Alena Zsuzsová wurde hingegen zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt, während drei geständige Mittäter bereits zuvor langjährige Haftstrafen erhalten hatten. Dieser zweite Freispruch löste in der Öffentlichkeit Empörung und Enttäuschung aus, da erwartet wurde, dass die Beweise der Staatsanwaltschaft dieses Mal unwiderlegbar sein würden. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, und es wird erwartet, dass sowohl die Staatsanwaltschaft als auch Kuciaks Familie Berufung einlegen werden. Der Doppelmord löste 2018 in der Slowakei Massenproteste aus und führte zum Rücktritt des damaligen Ministerpräsidenten Robert Fico (SMER-SD – Richtung-Sozialdemokratie).