Obwohl das international stark kritisierte Kinderschutzgesetz in Ungarn bereits 2021 in Kraft getreten ist, wurden erst in diesem Jahr die ersten Strafen für Verstöße gegen das Gesetz verhängt. Das Gesetz verbietet die Werbung für Homo- und Transsexualität sowie Geschlechtsumwandlung bei Jugendlichen. Bücher und Filme zu diesem Thema müssen mit dem Hinweis "Verboten für unter 18-Jährige" gekennzeichnet werden, Filme dürfen nicht mehr zu Hauptsendezeiten ausgestrahlt werden. In Buchhandlungen dürfen entsprechende Werke nicht in den Kinder- und Jugendabteilungen beworben werden und müssen in Folie verpackt sein, um das Blättern zu verhindern. Die Kriterien für die Einstufung von Büchern in die Kategorie "für die Jugend gefährlich" wurden allerdings nicht eindeutig festgelegt. Buchhandlungen haben daher begonnen, betroffene Bücher auszusortieren und aus den Bereichen für Kinder und Jugendliche zu entfernen. Die große Buchhandlungskette Libri, die von einer regierungsnahen Firma übernommen wurde, erhielt im Mai eine Geldstrafe für die Nichteinhaltung des Gesetzes. Anfang Juli begann Libri tatsächlich damit, die als problematisch angesehenen Werke einzuschweißen. Am 13. Juli 2023 wurde die Buchhandlungskette Líra zu einer Geldstrafe von rund 32.000 Euro verurteilt, da das Jugend-Comicbuch "Heartstopper" über zwei verliebte Jungen in den Buchgeschäften in den Jugendabteilungen ohne Folie zu finden war. Dies ist die höchste Strafe, die je gegen ein Buchhandelsunternehmen in Ungarn verhängt wurde, erklärte der Kreativ-Direktor des Buchvertriebs. Líra wird alle verfügbaren rechtlichen Mittel gegen die Entscheidung ausschöpfen, fügte er hinzu.